Was genau unter dem Begriff Nachhaltigkeit oder nachhaltiger Entwicklung verstanden wird, hängt spätestens in der Praxis vom jeweiligen Betrachter ab. Nach wie vor zentral für das Begriffsverständnis dürfte jedoch die Definition einer nachhaltigen Entwicklung der Brundtland-Kommission sein. So heißt es demgemäß:
„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährleistet, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, als gegenwärtig lebende“ (Hauff 1987).
Zentral für das Begriffsverständnis ist also das Kriterium der zeitlichen und räumlichen Übertragbarkeit von Lebens- und Wirtschaftsstilen (vgl. Paech 2005: 96, zitiert nach Pfriem 2011: 379). Was eine Wirtschaft ausmachen sollte, die diesem Kriterium zu entsprechen sucht, skizziert die Ökonomin Kate Raworth mit ihrer sogenannten Donut-Ökonomie. Die Donut-Ökonomie stellt eine Verknüpfung planetarer und sozioökonomischer Grenzen dar, wobei sich der Begriff „Donut“ auf die Visualisierung des Konzepts bezieht, die der Form des gleichnamigen Süßgebäcks ähnelt. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten der Menschheit sich im Rahmen planetarer Obergrenzen (vgl. Richardson et al. 2023) und oberhalb sozioökonomischer Untergrenzen (vgl. Raworth 2018) abspielen sollten:
Eine weitere grundlegende Orientierung kann man in den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (UN) finden. Diese SDGs knüpfen inhaltlich an den ehemaligen Millenniums-Entwicklungszielen (MDGs) an und ergänzen diese um einige wichtige Punkte.
Die 17 SDGs wurden im September 2015 auf einem Gipfel der Vereinten Nationen von allen Mitgliedsstaaten verabschiedet und bilden das Kernstück der umfassenden Agenda 2030. Am 01. Januar 2016 traten die SDGs mit einer Laufzeit von 15 Jahren bis 2030 in Kraft. Im Gegensatz zu den MDGs, die insbesondere für die Entwicklungsländer galten, gelten die SDGs für sämtliche Nationen dieser Erde.
Die 17 SDGs lauten:
Armut in jeder Form und überall beenden
Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern
Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern
Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen
Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen
Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen
Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen
Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben